Der Rücken hat es in sich

Unser Rücken ist zuständig für unsere Aufrichtung. Dass wir als Menschen aufrecht gehen können, . .

Ein Kreuz mit dem Kreuz?

Unser Rücken ist zuständig für unsere Aufrichtung. Dass wir als Menschen aufrecht gehen können, ist ein Teil unserer Evolution. Die Steinzeit lässt grüßen. Diese menschliche Aufrichtung heute zu bewahren ist gar nicht so einfach. Die Anforderungen sind hoch, das Sitzen verkürzt uns und Bewegung gehört oft in den Bereich Leistung, was zusätzlich Stress macht. Das Eichkatzerl auf dem Baum vor meinem Fenster hüpft mit voller Dynamik quer durch Äste. So eine bewegliche Wirbelsäule möchte ich gerne haben.

Aus der Praxis

In der Praxis wird klar sichtbar, viele Erkrankungen beginnen in der Wirbelsäule. Ein Beispiel: Die Brustwirbelsäule ist blockiert, emotionaler Stress lässt grüßen, und das wirkt bis in den Arm hinein, in die Schulter. Der Smartphone-Nacken tritt auf, wenn der Kopf zu oft geneigt wird, und es ist tatsächlich bewiesen (Kenneth Hansraj/New York), dass durch diese Haltung ein zusätzliches Gewicht von bis zu 27kg auf unsere Halswirbelsäule einwirkt. Genauso stressig für den Körper ist das Sitzen, das die Bauchmuskulatur und die Rückseite unserer Beine verkürzt, das Becken damit durcheinander bringt, bis sich die Bandscheiben der Lendenwirbelsäule beleidigt melden. Das klingt alles sehr unfreundlich, also was tun?

Lernfähig

Die gute Nachricht ist, der Körper ist lernfähig! Ich rede jetzt von den Muskeln. Die Spannungs- und Längungswerte unserer Muskulatur sind in den Basalganglien im Gehirn gespeichert. Dort sind sie abrufbar und wenn notwendig veränderbar. Nicht ganz so wie im Computer auf Knopfdruck, es braucht schon einen regelmäßigen Anreiz über die Muskeln mit Myoreflex und ein paar Übungen, die genau angemessen sind, für das was Sie brauchen. Die Arbeitshaltung gehört natürlich geprüft. Was Sinn macht, ist genauer hinzuschauen, was Sie derzeit seelisch belastet. Es wird oft viel zu selbstverständlich hingenommen, dass die Anforderungen unserer Gesellschaft gehörigen Druck verursachen.

Wie geht das konkret?

Die Klientin kommt mit Beschwerden in den Schultern, die Schmerzen strahlen bis in die Arme hinein. Sie sagt, sie habe schon viel versucht, aber es hat nichts wirklich geholfen. Die Aufrichtung scheint im Großen und Ganzen in Ordnung zu sein. Aber die Brustwirbelsäule ist dicht. Das wirkt nach unten in die Lendenwirbelsäule, die nicht genug Platz bekommt und Richtung Schulterblätter, die unbeweglich am Rücken fixiert sind. Der Nacken ist steif und unbeweglich.

Die Muskeln, um das in Bewegung zu bringen, sind bald aktiviert. Aber was blockiert die Brustwirbelsäule immer wieder? Da braucht es Behutsamkeit. Oft sitzen hier alte Glaubenssätze, die den Selbstwert in Frage stellen. Besonders Frauen sind hier betroffen, obwohl Frauen mit der Emanzipation schon viel weitergebracht haben. In diesem Fall sind es die Themen „Sich lächerlich machen“ und „Perfektion“. Solche „Raster“ werden oft in der Familie weitergegeben. Heute weiß man um die Bedeutung der Spiegelneurone. Aber darüber im nächsten Blog.

Wie ist das ausgegangen mit den Schultern? Die Myoreflex, die Übungen zu Hause, ein Erkennen der eigenen Fähigkeiten und ein neuer Zugang zum Thema Abgrenzen haben in diesem Fall in kurzer Zeit eine bewegliche, schmerzfreie Schulter beschert. Qigong als regelmäßiger Ausgleich hat das Ganze stabilisiert. Gut, dass die Klientin rechtzeitig etwas unternommen hat.

 

Eine einfache Übung für Ihren Rücken und 15 Minuten Pause für Sie!

Gewicht abgeben ist eine wunderbare Methode den Rücken zu unterstützen. Legen Sie sich auf den Boden, eine Yogamatte ist gut, wenn Sie diese nicht haben, eine Decke geht genauso. Schauen Sie, ob Sie bequem liegen. Brauchen Sie ein Kissen unter dem Nacken, den Knien? Ist Ihr Kopf nach hinten gekippt, dann bitte unbedingt einen kleinen Polster unter den Kopf legen. Spannt es in der Lendenwirbelsäule? Dann brauchen Sie Unterstützung unter den Knien.

Jetzt spüren Sie die Kontaktfläche Ihres Körpers zur Unterlage. Beginnen Sie mit der Wahrnehmung beim Kopf und arbeiten Sie sich über den Rücken, die Rückseite der Beine bis zu Ihren Füßen vor. Wie fühlt sich das an? Warm, kalt, angespannt, weit, eng? Liegen Sie gut auf? Dann stellen Sie sich vor, Sie geben Ihr Körpergewicht an den Boden ab.  D e r   B o d e n   t r ä g t   S i e !  Da können Sie drauf vertrauen. Diese schöne Idee stammt aus dem Tanztraining. Geben Sie sich Zeit anzukommen. „Melt into the floor!“ ist die Einladung, schließlich bestehen Sie zum Großteil aus Wasser.

Dann setzen Sie sich langsam auf. Am besten über die Seite. Legen Sie Ihre Hände auf die Oberschenkel und lassen Sie sie auf den Beinen soweit nach vorne gleiten, wie es möglich ist. In diese Bewegung können Sie sich behutsam „hineinhängen“ mit dem Gedanken „sich hängen zu lassen“. Der Rücken darf sich dabei aufdehnen. Die Faszien brauchen Zeit um sich zu dehnen. Langsam bis 10 zu zählen hilft dabei. Spüren Sie wie lange es Ihnen wirklich gut tut, nehmen Sie wahr, wo Ihre Grenze ist, um sich dann wieder aufzurichten.

Eine Rückengeschichte

Neulich ging ich über die Straße, eine alte Dame ging vor mir am Zebrastreifen. Ihr Rücken schien vom Leben ziemlich gebeugt und schwer zu sein. Von der anderen Seite der Straße kam uns ein kleines Kind entgegen, das hüpfte und sprang vor lauter Freude von einem Bein auf das andere. Ganz im Gegenteil, wie ich es oft erlebt hatte, wurde die alte Frau nicht grantig oder schimpfte oder ging stumm und ärgerlich vorbei, nein sie wurde plötzlich aufrecht und aufrechter und die Freude, die ich auf ihrem Gesicht im Vorbeigehen sah, freute mich auch. Vor allem aber staunte ich, wie die Freude ihrer Aufrichtung gutgetan hatte.

Ihre Freude, wo war sie heute? Die Freude für Ihre Aufrichtung? Haben Sie bemerkt, ob sie angeklopft hat?

Bis zum nächsten Mal zum Thema Spiegelneuronen, die für unsere eingefahrenen Muster zuständig sind. Ich freue mich, wenn Sie mit dabei sind und wenn Sie Fragen haben, schreiben Sie mir unter ch.forsthuber@gmx.at.

 

Herzlichst

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