Freude ist meine Medizin

Zellen sind der Mikrokosmos unseres individuellen Selbst. Jede Zelle ist ein Aspekt unseres Selbst, unseres bewussten und unbewussten Verhaltens und sie manifestiert beides, den Körper und die Seele. Beide sind untrennbar verbunden. Wie Freude dabei mithilft diesen Mikrokosmos, und damit unsere Gesundheit, positiv zu beeinflussen, darum geht es im heutigen Blog.

Fleißig? Nein, purer Eigennutz!

Einmal habe ich es jetzt geschafft. Geschafft kurz vor 6h aufzustehen und meine Runde am Roten Berg zu drehen. Das ist schon lange nicht mehr gelungen. Eine Freundin hat mir attestiert ich sei fleißig. Aber das ist es für mich nicht. Ich fühle mich einfach wohl nachher, mein Kopf ist frei, mein Körper „freut“ sich. Die Methode: Nüchtern gehen. Heißes Wasser mit einem Spritzer Zitrone vorher, das bringt den Zellhaushalt in Schwung und hilft bei der Ausscheidung im Stoffwechselprozess. Das weiß ich alles, aber die Motivation kommt wo anders her. On the top am Roten Berg, wenn ich dastehe und über die Stadt schaue, die ich so gerne mag, da merke ich, wie mir warm ums Herz wird. Es ist nicht nur dieses Geschafft-haben, sondern diesmal die regenfeuchte gute Luft, Durchatmen in Covid-Zeiten, das Gefühl, dass in meiner Welt etwas in Ordnung ist. Ja, und der Morgen ist einfach himmlisch, weil ein Anfang drinnen steckt. Da ist die Chance jeden Tag neu zu beginnen!

 Wohlbefinden, das wir beeinflussen können

Als Alleinerzieherin war mein Energiesparkonto ständigen Plünderungen ausgesetzt. Meine damalige Ärztin und eine liebe Freundin haben mir klar gemacht, dass so ein leeres Konto frau nicht weiterbringt. So entstanden die Morgenspaziergänge, wo ich mich trotz all dem Stress wieder spürte und die Natur mir unvergessliche Momente bescherte. Ich erfuhr wie selbstgemachtes Wohlbefinden sein kann. Ressource nennt sich das heute im Fachkontext. Glückshormone, wie es populärwissenschaftlich heißt, können wir selber beeinflussen und dem Körper Vorgaben zukommen lassen, um nicht in trüben Wassern zu versumpern. Besonders in schwierigen Zeiten ist das hilfreich. Diese Botenstoffe (Hormone, Neurotransmitter), die Wohlbefinden, ja manchmal sogar Glück hervorrufen, haben mit der Verbindung zu uns selber zu tun und mit dem Blick, mit dem wir uns der Welt zuwenden. Das ist eine Entscheidung! Dass wir wahrnehmen, was es außer zu Takten noch gibt. Nicht dass dann alles gut ist, nein, aber wenn echte, ehrliche Freude aufkommt, dann stimuliert das positiv, entspannt und hat schmerzlindernde Wirkung.

Was lässt deine Augen leuchten?

In meiner Praxis frage ich Menschen, was ihnen Freude bereitet. Wann strahlen ihre Augen, wo wird es funky? Das bedeutet psychologisch Terrain aufzubereiten, um die biologischen Vorgaben für Freude zu stärken. Was so selbstverständlich klingt, ist es nicht. Denn „the body tells“. Wer hat schon Zeit sich wirklich zu spüren in einem Alltag, der oft so taktet, dass einem die Luft wegbleibt? Schon vor Covid. Schwer aufstehen in der Früh, von vorne bis hinten dichtestes Programm, erschöpft am Abend ins Bett fallen, kennst du das? In so einer Dichte kommt die Propriozeption, wie die Neurologen die Wahrnehmung der Eigenbefindlichkeit nennen, schlichtweg abhanden. Freude braucht Zeit, nicht getaktete Zeit, und viel Raum, um wieder bei sich zu landen.

Im Trend oder dir treu bleiben

Ist das deine Freude oder sind das die Vorgaben, weil es alle so machen? Das Kollektiv, das uns sagt, was uns Freude bereiten soll? Ich bin da sehr skeptisch und sehe viel Druck, der Menschen oft dorthin trägt, wo sie sich selber untreu werden. Schade. Die andere Richtung ist für mich einfach viel angenehmer und ehrlicher, mir selber auf die Spur zu kommen und neugierig auf mich zu sein. Nicht etwas drauf zu setzen, was gar nicht zu mir gehört. Da können schon sehr kleinen Dinge, die nicht viel kosten, diese Glückshormon-Menagerie zum Klingen bringen. Ich liebe mein Platzerl am Fenster, wo ich mitten in der Stadt in den Dschungel des uralten Nachbargartens blicke, der mich unvermutet in eine wilde Märchenlandschaft entführt. Die Märchen sind mein Trigger. Da wird es funky! Just a moment please! Wirklich hinschauen, nicht noch dem Alltag nachhängen. Der berühmt- berüchtigte Moment, wo sich der Augenblick als Salz des Lebens entpuppt.

Unsere menschliche Biochemie ist dafür gemacht nett zu einander zu sein!

Mit seiner Umgebung emotional in Kontakt zu treten ist oft eine Herausforderung. Klar! Gut zu wissen: Neugeborene, die rational ohne emotionale Zuwendung aufgezogen werden, tun sich als Erwachsene schwer emotional in Kontakt zu treten, weil die Spiegelung in den entsprechenden Gehirnarealen nie aufbereitet wurde. In den Spiegelneuronen liegt unsere Geschichte begraben, die ständig herüberwinkt und in der manches festgelegt ist, was recht hinderlich sein kann. Gott sei Dank läuft es meistens anders, weil Kinder eben auf Wärme und Geborgenheit mit einer positiven Entwicklung reagieren. Geglückte Spiegelungen führen zu einem Ausstoß körpereigener Opioide. Dann geht es innen rund, angenehm rundum! Der Neurowissenschaftler Joachim Bauer: „Wir sind neurobiologisch auf Bindung geeicht.“ Ist das nicht fein! Das freundliche Miteinander ist im Körper als Positivkultur angelegt. Der Sympathieeffekt überträgt sich, wenn der Mensch spontan und authentisch ist, dh. im Einklang mit seiner tatsächlichen inneren Befindlichkeit.

Was hat das Ganze mit Bewegung zu tun?

Den wunderbaren Satz „Joy is my medicine“ hat mir die Tanzphilosophin „Indimo“ mitgegeben. Mit ihren 76 Jahren ist sie trotz Beschwerden so lebendig, dass es eine wahre Freude ist. Sie hat mich in den schwierigen Jahren am Anfang in Wien mit gezielter Bewegung und mit wohlwollenden Leitsätzen begleitet, damit ich gut über die Runden kam und immer wieder begriff wie Freude & Bewegung zusammenhängen. Ihr „Oscillazione!!“ íst unvergessen. Du solltest die Leidenschaft hören mit der sie das ausspricht. Was das bedeutet? Schwingung, in Schwung kommen! Damit sind wir bei einem wichtigen Punkt: Bewegung aktiviert Wohlgefühl im Körper, Freude, ja manchmal auch Glück! Es kann die Angst umdrehen in neue angenehmere Gefühle.

Die Bewegung, die aus dir selber kommt

Ich kann eine Übung rein funktional machen. Aber ich kann auch dem Körper zuhören. Der Körper hat Ideen zur Bewegung, die aus ihm selber kommen. Immer. Wer lernt gut hinzuhören, wie diese Melodie aus dem Körper sein kann, wird reichlich beschenkt. Die Methode nennt sich Authentic Movement. Sie beflügelt den Körper, sie macht uns frei, weil alles da sein darf, was aus uns selber kommt. Es ist eine Bewegung, die nicht gesetzt wird, weil ich mich bewegen muss, will, sondern weil ich dem Körper die Chance gebe, aus sich selber Bewegung zu erschaffen. Klienten, die das gelernt haben, spüren intuitiv welche Bewegung es braucht, wenn Schmerzareale immer wieder Probleme machen. Da einzutauchen ist Freude pur, weil du stark mit dir selber in Verbindung kommst, dich im Ausdruck bejahst, zu dir stehst, zeigen kannst, wer du bist. Wie wär’s, follow your nature!

Weniger ist mehr

Sich eine Übung wirklich zu erarbeiten, dass sie im Körper sitzt und abgerufen werden kann, ist eine Kostbarkeit. Die niederländische Tanzpädagogin Maud Paulissen sagt, „die Wiederholung von Bewegung schafft Vertrauen“. Dieser Satz hat mich begeistert. Doch um den eigenen Rhythmus zu finden und sich in ihm niederzulassen, braucht es schon einiges an Disziplin. Aber bitte ein wohlwollendes Dranbleiben, um im Wahrnehmen, im Hinspüren und im behutsamen Bewegen die Geschmeidigkeit und die Sicherheit im Körper anzugehen. Sicherheit im Körper nährt ein Körperbild, das unser Selbst stärkt, denn die körperliche Komponente macht auch etwas mit unserem Selbstwert. Ja! Die Seele ist mit dabei. Wie immer deine Einstellung sein mag, sich eine Übung anzueignen ist ein Geschenk an dich selber.

Flow ist fantastisch!

Wenn du dann dort bist, wo es so richtig geschmeidig wird, rund in der Bewegung, weich und fest zugleich, dann entsteht Flow. Flow ist ein Fachbegriff des Psychologen Mihaly Csikszentmihlyi aus den 90iger Jahren. Flow gibt es in allen Lebensbereichen, es ist das wohlige Gefühl, wenn du denkst, jetzt geht alles. Wenn die Muskeln auf diese Art und Weise bewegt werden, genussvoll, die Wahrnehmung voll konzentriert, im eigenen Maß, im eigenen Tempo, in der eigenen Belastungsfähigkeit, dann hast du die besten Chancen bis ins hohe Alter gesund zu bleiben! Aber nicht nur! Da wird es dann FUNKY! Da sprühen die Funken, das ist Freude! Meine Magenprobleme haben sich dann beim Tanz relativiert. Das ist doch eine großartige Medizin, die auf so einfache Weise Abhilfe schaffen kann. Movement is the key!

Wie kommst du zu deiner Freude?

Hast du eine Freude, die aus der Erinnerung in den Spiegelneuronen kommt? ZB frisch gebackenes Brot, das duftend aus dem Ofen kommt und dich an früher erinnert. Oder bist du dabei eine neue Freude in den Spiegelneuronen zu verankern? Nimm dir Zeit und ein Blatt Papier, um dahinter zu kommen, wie das bei dir läuft! There are many ways! Schön, um diese Vielfalt zu wissen, vor allem in dichten Zeiten mit nervenden Viren zu sehen, was wir im Talon haben und was zuversichtlich das Immunsystem stärkt.

Drei Neuigkeiten gibt es jetzt zu diesem Blog, die du weiter unten finden kannst!

Herzlichst,

 

 

 

 

© Christine Forsthuber

 

Drei Neuigkeiten:

Märchen Bonus:

Als Bonus gibt es jetzt hier immer ein Märchen. Diesmal: „Der Zaunkönig“, ein Märchen nacherzählt nach einer klitzekleinen Geschichte der großartigen österreichischen Märchenerzählerin Margarete Wenzel.  Du findest es nach den Neuigkeiten.

 English:

Damit meine internationalen Verwandten und Freunde von Schottland über Deutschland bis Italien, Kanada, Florida, Ohio und Neuseeland meine Blogs auch lesen können, wird es jetzt hier eine Übersetzung geben. Wow! Super! Ich freue mich so! Bin am Vorbereiten.

Kiss the future:

Viele Menschen denken jetzt darüber nach wie es weitergehen kann, meinen, dass jetzt Weichen für die Zukunft gestellt werden können. Wie kann ich zu einer guten Zukunft beitragen und mir selber etwas Gutes tun? Hier kommt mit jedem Blog ein Zukunftstipp:

Der Zukunftstipp heute:

Wie schaut deine persönliche Freudenmedizin aus? Nimm dir Zeit um draufzukommen was dein Herz wirklich freut. Eine Sache, nicht mehr für den Anfang. Bleib dran, das in dein Leben zu holen! Regelmäßig in den Kalender hinein bitte! Damit deine Seele und dein Körper wissen, ah! jetzt kommt etwas Gutes für uns. Das ist ein Sicherheitsrahmen, der auch in diffusen Zeiten recht hilfreich sein kann. Bernadette Pleasant, somatic dancer, sagt sogar „Joy is your birth right!” Freude ist dein Geburtsrecht!

Eigenverantwortung

Für alle diese Zukunftstipps braucht es ein eigenverantwortliches Handeln. Wenn du ernsthaft krank bist, körperlich, seelisch, dann gibt es erfahrene ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen, die dir gerne weiterhelfen. Die Kiss-the-Future-Tipps können eine wunderbare Ergänzung sein!

 

Und jetzt das Märchen:

Der Zaunkönig

Nacherzählt nach einer Geschichte von Margarete Wenzel

Es lud einst der König zu einem riesigen Fest und alle kamen. Die Wichtigen, Prächtigen, Mächtigen, die weniger Wichtigen, die sich oft zu sehr beugten und sich viele Sorgen machten, und die, die sich einfach nur einen Spaß erlaubten.

Der König sprach: Das Festmahl kann erst beginnen, wenn ich etwas Wunderbares gesehen habe! Da saßen sie nun, und hielten Maulaffen feil und wussten nicht was zu tun sei. Da saßen sie vor ihren leeren Tellern, der Unmut wuchs und die Ungeduld trommelte wie wild in ihren Herzen.

Aber da! Unvermutet betraten ein zierliches Märchen und ein großes Lied den Saal. Sie sangen und klangen miteinander, dass die Menschen ganz andächtig wurden und den Atem anhielten. Denn das Märchen und das Lied beschworen Bilder von Freude und Vertrauen und Hoffnung und ja, von Liebe! Sie beschworen Bilder von abenteuerlichen Zeiten, von großer Traurigkeit, von Zorn und Wut! Und von dem lichten Blick und dem Mut, und der Tapferkeit, die es braucht, die Abenteuer zu bestehen.

Manche versuchten zu spotten, es abzutun, weil ihnen das einfach zu weit ging, und es sich peinlich, dumm anfühlte. Doch die Geschichten nahmen sie mit, das Lied trug sie zärtlich und klar dorthin wo andere Gesetze herrschen, nahmen sie mit wohin, wo es so weit war, wohin sie noch nie geschaut hatten. Da saßen sie und staunten und senkten ihre Köpfe, um die Tränen zu verbergen.

Das Märchen und das Lied verneigten sich anmutig. In den Moment der Stille hinein da brandete ein prächtiger Applaus, der den Menschen aus tiefster Seele kam. Er brandete hinaus in die Welt, sodass ihn auch alle da draußen hörten. Man fragte sich: was bei diesem Festmahl wohl geschah? Geschichten wurden darüber erzählt und fortgetragen.

Der König aber lud nun die Gäste und die Zaungäste zu einem vorzüglichen Mahl. Freude, Zuversicht, ja Vertrauen war unter ihnen. Und alle, die doch noch zweifelten, labten sich an den köstlichen Speisen, um die Sorgen auf später zu verschieben. So feierten sie bis in die späten Stunden. Das Märchen und das Lied schmunzelten, sosehr, dass es in den Zehen kribbelte, und sie erzählten und spielten und sangen, und erzählten und spielten und sangen, . . . . . aufdass es nie aufhören möge!

 

Was ist das für ein König, dieser „Zaunkönig“?

„Zaun“ bedeutet in diesem Fall die Grenze zur Anderswelt, dort wo Fantasien liegt. So ist dieser Zaunkönig ein Symbol für das Winzige der Realität im Vergleich zur Kraft und Macht, die aus dieser feinstofflichen Welt kommt. Es gibt auch den Begriff „Zaunreiterin“ für das Wort Hexe. Die Zaun-Gäste meiner Geschichte kommen aus Fantasien. Wer da wohl beim Fest dabei war? Drachen, Feen, Zwerge, Hexen, Werwölfe, Zauberinnen oder Zauberer?

 

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